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Teil 3 🧪: Materialien, Prüfungen & Auswahlkriterien für Ex-Werkzeuge – was wirklich zählt

Welche Werkstoffe eignen sich für Werkzeuge in explosionsgefährdeten Bereichen? Wir erklären die Unterschiede und zeigen, worauf es bei der Auswahl ankommt.

🛠️ Sicherer Umgang beginnt mit dem richtigen Material

Werkzeuge in explosionsgefährdeten Bereichen müssen speziell ausgewählt werden – auch wenn sie keine ATEX-Kennzeichnung tragen dürfen. Entscheidend für die Sicherheit sind Material, Verarbeitung und die Überprüfung durch zuverlässige Prüfstellen. In diesem dritten Teil unserer Serie beleuchten wir, worauf es bei der Auswahl wirklich ankommt.

🧱 Materialien im Vergleich – was eignet sich für Ex-Zonen?

WerkstoffEigenschaftenEignung für explosionsgefährdete Bereiche
Kupfer-Beryllium (BeCu)
Sehr hart, korrosionsbeständig, funkenfrei✅ Sehr gut geeignet

Titan-Kupfer

Sehr korrosionsbeständig, mechanisch fest, sehr geringer Funkenflug

✅ Sehr gut geeignet (teuer & selten)

Aluminium-Bronze
Robust, chemikalienbeständig, funkenarm✅ Gut geeignet
MessingWeich, begrenzte mechanische Belastbarkeit⚠️ Eingeschränkte Eignung
Stahl / Edelstahl
Hart, funkenbildend (je nach Legierung)⚠️ Nur bedingt geeignet
Kunststoff, Glasfaser
Antistatisch möglich, nicht mechanisch belastbar⚠️ Nur als Ergänzung nützlich

Hinweis: Für Ex-Zonen sind Materialien erforderlich, die unter mechanischer Beanspruchung keine zündfähigen Funken erzeugen.

🧪 Prüfungen – und was sie wirklich zeigen

Auch wenn eine ATEX-Zertifizierung nicht möglich ist, können (und sollten) Werkzeuge geprüft werden:

  • ✅ Streichzündversuch: Prüfen Sie, ob überhaupt Funken entstehen und diese zündfähig sind.
  • ✅ Materialanalyse: Zusammensetzung, Härte, Leitfähigkeit
  • ✅ Antistatik-Test: Oberflächenwiderstand mit isolierten Griffen
  • ✅ Zündquellenanalyse gemäß EN ISO 80079-36: Für komplexere mechanische Geräte

📄 Zertifikat der BAM:

Für unsere X-Spark-Werkzeuge liegt ein unabhängiger Prüfbericht der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) vor. Dieser bestätigt die Eignung der verwendeten Werkstoffe und das sichere Verhalten unter typischen mechanischen Beanspruchungen.

🧪 Fachwissen: Der Chromgehalt in Stahl beeinflusst das Zündverhalten.

In einer BAM-Studie (Forschungsbericht 292) wurde das Verhalten verschiedener Stähle unter Schlagbeanspruchung untersucht. Die Ergebnisse waren beeindruckend:

Rostfreie Stähle mit hohem Chromanteil (z. B. X5CrNi18-10 mit ca. 18 % Cr) erzeugen deutlich weniger zündfähige Funken als unlegierte oder niedriglegierte Stähle.

Das liegt daran, dass Chrom die Oxidation der abgerissenen Partikel unterdrückt – eine Voraussetzung für heiße Funken. Zwar nennt die BAM keine konkrete Schwelle wie „>13 %“, aber die Tendenz ist eindeutig: Mehr Chrom = weniger Zündrisiko.

Praktischer Hinweis: In besonderen Fällen kann ein hochlegierter Edelstahl eine sinnvolle Alternative sein – allerdings nur mit einer dokumentierten Risikobewertung und einer geprüften Anwendung.

🧰 Was Sie beim Kauf beachten sollten

  • ✅ Material eindeutig benannt (z. B. BeCu, Al-Bronze)
  • ✅ Prüfzertifikat verfügbar (z. B. BAM-Bericht)
  • ✅ Keine improvisierten Materialkombinationen
  • ❌ Das „EX“-Logo ist kein gültiges Prüfzeichen! – reine Herstellerbezeichnung ohne rechtliche Relevanz

🧯 Fazit

Vor allem müssen Werkzeuge für explosionsgefährdete Bereiche sicher und nachvollziehbar geprüft sein. Wichtiger als ein Logo:

  • 🔬 Material-Eigenschaften
  • 🧾 Zuverlässige Prüfberichte
  • 📦 Qualität und Zustand des Werkzeugs

Nur so können Wartungs- und Reparaturarbeiten in explosionsgefährdeten Bereichen gesetzeskonform und betriebssicher durchgeführt werden.

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