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Explosionsschutzdokument: Was es ist, was es leisten muss und warum Unternehmen jetzt Unterstützung suchen

26. November 2025 durch
Explosionsschutzdokument: Was es ist, was es leisten muss und warum Unternehmen jetzt Unterstützung suchen
seeITnow GmbH, Jörg Brinkmann
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Der Begriff „Explosionsschutzdokument“ taucht aktuell in vielen Betrieben erstmals auf der Agenda auf – nicht weil es neu wäre, sondern weil Betreiberpflichten in der Praxis oft lange ignoriert oder falsch verstanden wurden.

Die zunehmende Technisierung von Produktions- und Logistikprozessen, steigende Anforderungen von Versicherern, Auditoren und Kunden sowie die verstärkte Einbindung internationaler Lieferketten führen dazu, dass Unternehmen Nachholbedarf erkennen und verlässliche Arbeitsgrundlagen suchen.

Rechtlicher Rahmen

Das Explosionsschutzdokument ist in Deutschland und der EU eine Pflicht des Betreibers und ergibt sich im Wesentlichen aus:

  • Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) → Grundlage der Gefährdungsbeurteilung und Dokumentation

  • Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) → Anforderungen an Betrieb, Prüfungen und Instandhaltung

  • ATEX-Richtlinie 1999/92/EG → Mindestvorschriften zur Verbesserung des Explosionsschutzes für Beschäftigte

Entscheidend ist dabei: Das Dokument wird nicht zentral bereitgestellt oder abgenommen, sondern eigenverantwortlich durch den Betreiber erstellt und fortlaufend aktualisiert.

Zwingende Inhalte eines vollständigen Dokuments

Ein Explosionsschutzdokument ist nur dann belastbar, wenn es die tatsächlichen Betriebsbedingungen abbildet. Dazu gehören mindestens:

  1. Analyse der möglichen explosionsfähigen Atmosphäre

    • Art des Gefahrstoffs (Gas, Dampf, Nebel, Staub, Hybridgemisch)

    • Häufigkeit und Dauer des Auftretens

  2. Zoneneinteilung

    • Für Gase/Dämpfe: Zone 0 / 1 / 2

    • Für Stäube: Zone 20 / 21 / 22

  3. Zonenplan

    • Darstellung im Anlagen- oder Grundrissplan

    • Ohne Plan ist weder Prüfung noch Audit möglich

    • Der Plan ist kein „Zusatz“, sondern Kern des Dokuments

  4. Systematische Zündquellenbewertung

    • Heiße Oberflächen, elektrische Funken, mechanische Reib- und Schlagfunken, Elektrostatik, Blitzeinwirkung etc.

    • Es wird nicht nach dem Ausschluss von Zündquellen gesucht, sondern nach dem kontrollierten Umgang mit verbleibenden Risiken

  5. Schutzmaßnahmen

    • Technisch: geeignete Ex-Geräte, Kapselung, Erdung, Temperatur- und Prozessüberwachung, Lüftung, druckfeste oder funkenarme Konstruktion

    • Organisatorisch: Betriebsanweisungen, Freigabesysteme, Verantwortlichkeiten, Unterweisungen

  6. Prüf- und Instandhaltungskonzept

    • Abgeleitet aus EN IEC 60079-17

    • Konkrete Prüfintervalle, Prüfumfänge und benannte verantwortliche Personen

    • Fehlendes Prüfkonzept erzeugt ein zusätzliches Risiko für Betriebsausfälle und Versicherungsfragen

Praxisprobleme, die den aktuellen Bedarf erklären

Viele Unternehmen stellen sich dieselben Fragen:

  • Wie strukturiere ich die Gefährdungsbeurteilung korrekt?

  • Wie erstelle ich einen normkonformen Zonenplan?

  • Welche Risiken muss ich dokumentieren, auch wenn die Maschine nicht elektrisch betrieben wird?

  • Wie hinterlege ich ein Prüfkonzept ohne interne Zuständigkeitskonflikte?

  • Welche Übersetzungen sind sinnvoll, wenn das Dokument im Ausland genutzt werden soll?

Die Fragen zeigen: Es geht nicht um mehr Schlagworte, sondern um Handwerk, Struktur und Nachvollziehbarkeit.

Geeignete Unterlagen und praktische Arbeitsgrundlagen

Folgende Quellen bieten stabile und allgemein anwendbare Leitfäden und Musteraufbauten:

  • DGUV Information 213-106 – Beispielhafter Aufbau, Checklisten für die Praxis

  • TRBS 1112 (Teil 1 & 2) – Methodische Grundlage zur Gefährdungsbeurteilung Explosionsschutz

  • ZVEI-Leitfaden Explosionsschutz nach 1999/92/EG – Systematische Betrachtung von Zündquellen und Maßnahmen

Nicht frei verfügbar, aber inhaltlich notwendig für die Erstellung:

  • EN IEC 60079-10-1 / 10-2 – Zoneneinteilung Gas/Staub

  • EN IEC 60079-14 – Errichtung elektrischer Anlagen

  • EN IEC 60079-17 – Prüfung und Instandhaltung

(Ein Dokument ist nur so gut wie die technischen und normativen Grundlagen dahinter.)

Zusammenfassung

Ein Explosionsschutzdokument ist kein Standardformular, sondern ein betriebsspezifisches Sicherheitsdokument, das:

  • Risiken realistisch bewertet,

  • Zonen eindeutig definiert und visuell darstellt,

  • Schutzmaßnahmen nachvollziehbar beschreibt und

  • ein konkretes Prüf- und Instandhaltungskonzept mit Verantwortlichkeiten enthält.

Die steigende Nachfrage entsteht nicht, weil das Thema komplizierter geworden ist, sondern weil Betriebe zunehmend verstehen, dass unvollständige Dokumentation zu echten Risiken führt – technisch, rechtlich und organisatorisch.

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