Smartphones sind im Arbeitsalltag unverzichtbar – auch dort, wo Explosionsgefahr herrscht. Aber: Ein normales Smartphone in die Ex-Zone mitzunehmen, ist grob fahrlässig. Die Idee, einfach eine „Ex-Schutz-Hülle“ über das Handy zu ziehen, hält sich trotzdem hartnäckig. Was taugt das wirklich?
Was ist eigentlich eine Ex-Schutz-Hülle?
Hersteller bewerben Hüllen, die ein normales Smartphone „sicher“ für Ex-Bereiche machen sollen. Das klingt verlockend, aber die Realität sieht anders aus:
- Eine Hülle allein macht kein ATEX-Gerät.
- Zulässig ist immer nur das komplett zertifizierte System aus exakt passender Hülle und genau definiertem Smartphone-Modell.
- Die Zertifizierung gilt ausschließlich für diese Werkskombination, wie sie ausgeliefert wurde.
- Wer das Gerät selbst einsetzt, umschaltet oder aus der Hülle nimmt und wieder einsetzt, verliert den Ex-Schutz. Punkt.
Typischer Denkfehler: „Kurz mal rein, fertig!“
Viele denken, es reicht, das Smartphone aus der Hosentasche oder Fahrzeughalterung zu nehmen, in die Hülle zu stecken und schon ist man ATEX-konform unterwegs.
Das ist falsch und gefährlich.
- Das Zertifikat gilt nur ab Werk – nach fachgerechter Installation durch ein zertifiziertes Unternehmen (meist der Hersteller selbst).
- Ein Gerät, das vom Anwender entnommen und wieder in die Hülle zurückgesteckt wird, ist kein Ex-Gerät mehr.
- Wer glaubt, mit einer Ex-Hülle könne er „mal eben“ einen Standard-Handheld in die Ex-Zone nehmen, riskiert im Ernstfall mehr als nur Ärger mit der Versicherung.
Ex-Schutz ist unbequem – aber notwendig
Viele empfinden Ex-Schutz als lästig. Klar, eine billige Hülle wäre bequem, um die Vorschriften zu umgehen. Funktioniert aber nicht.
Ex-Schutz ist kein Gimmick, sondern Vorgabe – und Verstöße können im Ernstfall strafrechtliche Konsequenzen haben.
Für wen ist eine Ex-Schutz-Hülle überhaupt sinnvoll?
Ehrlich gesagt: So gut wie nie.
- Nur in sehr speziellen Fällen, in denen es für eine bestimmte Hardware kein zertifiziertes Ex-Gerät gibt (z. B. branchenspezifische Spezialgeräte oder proprietäre Apps auf bestimmten Consumer-Modellen), kann eine werkseitig installierte und zertifizierte Hülle eine (teure) Nischenlösung sein.
- Für den Normalfall, gerade in Industrie und Handwerk, ist das eine Scheindiskussion.
- Im Zweifel: Immer ein richtiges Ex-Gerät nehmen – alles andere ist fahrlässig und hält keiner Prüfung stand.
Fazit – Pragmatismus statt Illusion
- Ex-Schutz-Hüllen sind keine Bastellösung für die Hosentasche.
- Der Einsatz ist ausschließlich als Komplettsystem ab Werk zulässig und darf nur durch zertifizierte Unternehmen (meist den Hersteller selbst) installiert werden.
- Wer selbst an- und abstöpselt, verliert jede Zulassung – und riskiert schlimmstenfalls Leib, Leben und Existenz.
- Keine Person und keine Aufgabe sind so wichtig, dass man dafür Menschenleben, Arbeitsplätze oder Kapital aufs Spiel setzt. Im Zweifel lieber auf das Smartphone verzichten, als das Risiko für sich und andere zu verantworten.
ATEX ist keine Schikane, sondern Lebensversicherung. Die paar hundert Euro fürs echte Ex-Gerät sind im Zweifel besser investiert als die billigste Lösung am Markt.
Frage an die Leser:
Wer hat schon mal mit Ex-Schutz-Hüllen gearbeitet? Wurden diese wirklich ab Werk geliefert oder hat jemand „mal eben“ nachgerüstet? Erfahrungen gerne in die Kommentare.